Über Uns

„Jauchzet, frohlocket…“, so heißt es im großartigen Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.

„Jauchzet, frohlocket…“, so habe ich als Musiker und Imker den Eindruck von meinen Bienen, wenn ich diese erblicke. Sobald die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Winterlandschaft, egal, ob sie sich im Schneegewand oder als Dauerregen zeigt, durchdringen, zeigen sie sich. Die Winterbienen schwirren zum Reinigungsflug aus und die ersten Jungbienen starten schon bald zum Orientierungsflug rund um die Beute.

Das Bienenjahr beginnt und somit ist auch der Imker aufgerufen zu schauen, ob alles so vorbereitet ist, dass seine Bienen gut im Bienenjahr betreut sind.

Die letzten Wochen waren schon angefüllt mit der Reinigung der Zargen und Böden. Dies ist notwendig, damit alle Viren, die der Biene schaden könnten, entfernt sind. Alte Rähmchen kamen in  den Wachsschmelzer, wurden in Handarbeit abgeschabt und ebenso gegen Viren gereinigt. Nachdem sie wieder getrocknet waren, mussten die Drähte für die Mittelwände neu gespannt werden. Wie die Saiten eines Instrumentes müssen sie klingen.

Der erste Blick in die Bienenbeuten erfolgt vorsichtig nur von oben, um einen grundsätzlichen Eindruck vom Zustand der Völker zu bekommen. Haben sie den Winter gut überstanden? Wie stark ist das Volk? Wo befindet sich die Bienentraube? Wichtig ist es ebenso den Futtervorrat zu prüfen, da es in der freien Natur noch keinen Nektar für die Bienen zu sammeln gibt. Lediglich den Pollen von den ersten Frühblühern sammeln sie.

In den Wochen vor der Kirschblüte verändert sich das Volk. Als Imker kann ich nun genauer die Bienen beobachten und unterstützen. Einzelne Waben werden nun in unmittelbare Nähe zum Brutnest gegeben, damit genügend Platz für die Eiablage der Königin ist. Das Volk vergrößert sich nun deutlich sichtbar von Tag zu Tag, vorausgesetzt, die Königin ist jung und gesund.

Ab Mitte April, mit Beginn der Kirschblütenzeit wird nun der Honigraum aufgesetzt. Wöchentliche genaue Kontrolle des Brutraumes ist nun angesagt, denn es beginnt auch die Zeit der möglichen Schwarmstimmung im Volk. Jede Wabe wird untersucht und es wird überprüft, ob das Volk eine sog. Weiselzelle, also Königinnenzelle angelegt hat. Diese könnte ein Zeichen dafür sein, dass das vorhandene Volk sich teilen, also schwärmen will.

Die Schwarmzeit zieht sich nun die nächsten Wochen bis in den Sommer hin. Sie fordert den aufmerksamen Imker heraus. Kontrolliert er seine Völker nicht alle sieben Tage, kann es sein, dass er Teile seiner Bienen verliert.

Ist die erste große Tracht vorbei kann geschaut werden, ob der Honig reif und wie hoch sein Wassergehalt ist. Ist alles in Ordnung darf der erste Honig geschleudert und gesiebt werden. Es werden immer nur so viel Honigwaben aus der Beute genommen, dass die Bienen selbst genügend Vorräte haben, um durch die Trachtpausen zu kommen. Drei Tage bleibt der erste Honig in Ruhe im Abfülleimer, wird dann abgeschäumt und danach 10 – 14 Tage täglich sanft gerührt, damit er eine gute und cremige Konsistenz bekommt.

Der Imker hat in den letzten Wochen kleine Ableger gebildet und Königinnen gezogen. Er kümmert sich sehr genau darum, damit diese sich gesund entwickeln und heranwachsen können.

Nach der zweiten Honigernte kommt die Zeit der genauen gesundheitlichen Kontrolle der Völker. Hierbei steht vorne an die Prüfung des Befalls der Biene mit der Varroamilbe. Wird hier nachlässig vom Imker kontrolliert oder behandelt, wird das Volk mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Monaten eingehen.

In den Herbstwochen werden alte Waben aus dem Brutnest entnommen und junge Waben eingehängt. Auch dies dient der Entwicklung einer gesunden Biene. Gleichermaßen wird geschaut, ob die Völker und Ableger stark genug sind, um in den Winter gehen zu können.

Imkern ist eine Tätigkeit durch das ganze Jahr,- vom Januar bis in den Dezember. Dies sollte jedem interessierten Menschen bewusst sein. Entschieden und begonnen ist die Imkerei schnell, jedoch scheitern viele Hobbyimkereien an der vorschnellen Umsetzung ihrer Idee. Das darf nicht sein, denn das Wohl des Tieres muss uns bewusst sein. Hier hat der Imker eine große Verantwortung! Doch wer sich intensiv auf die Imkerei einlässt und bereit ist stetig weiter zu lernen, der erwirbt sich ein bereicherndes Hobby und einen ganz neuen, aufmerksamen Blick auf die Zusammenhänge in der Natur.

Guido Natzel (Imker)